This page is only available in German.

V. Kollaboration, Kommunikation und Rollenverständnis 42. Worauf ist zu achten, wenn neue Formen des (Zusammen-) Arbeitens eingeführt werden?

Neue Formen von Zusammenarbeit beziehungsweise das Arbeiten mit bisher unbekannten digitalen Tools können schnell verunsichern oder überfordern. Deswegen kann es vor einer Einführung einer neuen Arbeitsform sinnvoll sein, sich als Lehrperson vorzustellen, wie es wäre, wenn man weder mit den Kollaborationstools, die eingeführt werden sollen, vertraut wäre, noch mit der konkreten Art der Zusammenarbeit. Was stiftet potenziell Verwirrung? An welchen Stellen können genaue Instruktionen helfen, die Verwirrung zu überwinden? Welche potenziellen Konflikte oder Barrieren können vorhergesehen werden, für die noch vor Einführung der neuen Arbeitsweise Lösungsstrategien formuliert werden können? Lehrende sind hier in der Pflicht, Orientierung zu bieten – inhaltlich wie organisatorisch.

Soll ein neues Tool eingeführt werden, sollten Lehrende die folgenden Phasen durchlaufen, bevor die Studierenden mit der neuen Arbeitsweise in Berührung kommen:

  • Jeder einzelne, für die Lehrperson noch so vertraute Schritt, der zur Nutzung des Tools notwendig ist, sollte explizit gemacht und notiert werden.
  • Alle so identifizierten Schritte sollten anschließend in einer Art Betriebsanleitung schriftlich festgehalten werden, die an zentraler, für Studierende leicht zugänglicher Stelle hinterlegt wird (z. B. zunächst in einem Chat während einer Videokonferenz oder auf einer Folie in der Lehrveranstaltung sowie im LMS zur Vorbereitung und als Support während der Nutzung des Tools). Eine zusätzliche mündliche Einführung in das Tool, während der Studierende Fragen stellen können, bietet sich ebenfalls an und unterstützt durch die Dopplung von mündlicher Erklärung und schriftlicher Visualisierung die Barrierearmut (→Fragen 34–37). Hierbei sollte zur geplanten Zeit der Einführung noch einmal zusätzlich 20% der veranschlagten Zeit als Puffer hinzugerechnet werden.
  • Besonders wenn das Tool in asynchronen Phasen genutzt werden soll, ist es wichtig, mit Studierenden einen Probelauf mit kleinen Beispielaufgaben durchzuführen, um zu testen, ob alle verstanden haben, wie das Tool funktioniert, und um weitere Rückfragen zu ermöglichen, die eventuell erst bei dessen aktiver Nutzung auftreten.

Wenn eine neue Art der Zusammenarbeit (ob durch ein digitales Tool gestützt oder nicht) eingeführt werden soll, sollten Lehrende die folgenden Vorkehrungen treffen:

  • Sinn und Zweck der neuen Arbeitsweise muss zu Beginn transparent gemacht werden: Änderungen in der vereinbarten Zusammenarbeit können verunsichern.
  • Die neuen Regeln sollten schriftlich und an zentraler, leicht abrufbarer Stelle festgehalten werden, zum Beispiel in einem Padlet oder auf Mural, wo sie Regeln für den gesamten Veranstaltungsverlauf sammeln (siehe auch →Fragen 28, 38).
  • Lehrende sollten sich offen für Rückfragen und Feedback zeigen und aktiv Raum schaffen für Reflexionen, um gegebenenfalls auch die vorgenommenen Veränderungen in der Arbeitsweise zu überdenken und weiter anzupassen (→Frage 41).

Eggensperger, P., Kleiber, I., Klöber, R., Lorenz, S.M. & Schindel, A. (2023) Virtuelle Hochschullehre. Ein Handbuch in 50 Fragen und Antworten, Heidelberg: heiBOOKS, S. 118-120