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IV. Classroom Management, Lernmaterialien und Accessibility 28. Wie werden Regeln mit Studierenden ausgehandelt?

Die Arbeitsfähigkeit von Gruppen ist auch in der virtuellen Lehre essenziell von der Transparenz und der gemeinsamen Übernahme von Verantwortung für den Lernprozess abhängig. Dies geht mit der Orientierung an Leitlinien und Regeln für die Lehrveranstaltung einher. Daher ist es zentral, neben der Kommunikation von Lernzielen auch gemeinsame Regeln und Verhaltensweisen für die Situation der virtuellen Lehre zu entwickeln. Abgesehen von bestimmten Grundregeln, hochschulinternen Vereinbarungen und Regelungen als prüfungsrelevanten Vorgaben gibt es hier einen großen Bereich, der gemeinsam von der Gruppe ausgehandelt werden kann. Es bietet sich an, dies bereits zu Beginn einer Veranstaltung offen zu diskutieren und die Vorstellungen der Studierenden über das gemeinsame Arbeiten und Lernen in der virtuellen Lehre einzubeziehen. Leitend sind hier Fragen wie: Was brauche ich, um produktiv arbeiten und lernen zu können? Auf welche Vereinbarungen über Kooperation, Kommunikation und den Umgang miteinander können wir uns verständigen (bspw. verbindliche Zeiten, konstruktive Kommunikation, das Teilen eigener Erfahrungen)? Idealerweise lassen sich diese Vereinbarungen in einen Lern- kontrakt (→Frage 38) überführen. Wichtig hierbei ist, dass diese Aushandlung transparent und möglichst frühzeitig in einer Lehrveranstaltung stattfindet. Hierzu eignen sich – neben offenen Diskussionsrunden – vor allem kollaborative Tools wie virtuelle Pinnwände oder Whiteboards, wo die Studierenden ihre Vorstellungen artikulieren können. Somit entsteht eine Basis an zentralen Aspekten produktiven Lernens, individueller Wünsche und Bedürfnisse und im besten Falle geteilter Zielvorstellungen, die gemeinschaftlich besprochen und ausgehandelt werden können. Dabei sollten Lehrende aber immer auch klarmachen, welchen Rahmen sie selbst vorsehen und welche Elemente verhandelbar sind – und welche nicht.

Das Mitbestimmen bei solchen Faktoren nimmt die Lernenden ernst, bietet die Möglichkeit zu aktiver Partizipation und wirkt motivierend.  Es schafft Transparenz auf beiden Seiten und fördert die Verantwortungsübernahme für das Gelingen einer Lehrveranstaltung. Zusätzlich kann es sehr fruchtbar sein, die Lernziele einer Lehrveranstaltung zumindest anfangs gemeinsam zu diskutieren und gegebenenfalls zu ergänzen, denn: Studierende haben in der Regel ganz ähnliche Ziele wie Lehrende auch. Sollte es trotz dieser Maßnahmen zu vermehrten Störungen kommen, finden sich bei →Frage 33 Ansätze des Umgangs hiermit.

Eggensperger, P., Kleiber, I., Klöber, R., Lorenz, S.M. & Schindel, A. (2023) Virtuelle Hochschullehre. Ein Handbuch in 50 Fragen und Antworten, Heidelberg: heiBOOKS, S. 89-90