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IV. Classroom Management, Lernmaterialien und Accessibility 36. Wie können Podcasts für die virtuelle Lehre produziert und eingesetzt werden?

Podcasts sind abonnierbare und episodische Medieninhalte, die zeitunabhängig aus dem Internet abgerufen werden können. In den meisten Fällen sind Podcasts audiobasiert, es gibt aber auch immer mehr Videopodcasts. Während ein Podcast traditionellerweise ein serielles Format mit mehreren Folgen ist, wird der Begriff heute auch hin und wieder für einzelne Audio- oder Videobeiträge verwendet, die einem Podcast-Genre entsprechen. Einer aktuellen Studie von YouGov zufolge hören mehr als ein Drittel der Deutschen Podcasts. Besonders häufig werden Podcasts auf Mobilgeräten und von Menschen unter 30 konsumiert (Inhoffen 2019).

In der Hochschullehre etablieren sich Podcasts, sowohl als Instruktionsmedium als auch als Lernprodukt, ebenfalls immer stärker (z. B. die Plattform Podcampus (16)). Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass sich Audiopodcasts mithilfe von Smartphones und Tablets relativ einfach produzieren lassen. Darüber hinaus stellen Podcasts ein praktikables Medium aus der Perspektive des Mobile Learning dar, da sie sich sehr gut auch außerhalb klassischer Lehr-Lernräume nutzen lassen.

Im Folgenden werden drei Beispiele präsentiert, die zeigen, wie einfach produzierte Podcasts in der Lehre eingesetzt werden können. Für die Produktion von diesen Podcasts, die auch von Lehrenden und Lernenden ohne umfangreiche IT-Kenntnisse erstellt werden können, eignen sich Smartphones oder Tablets (z. B. mit einer App wie Anchor.fm) oder auch Computer mit Software zur Audioaufnahme und -bearbeitung (z. B. Audacity). Zusätzlich ist es empfehlenswert, ein externes Mikrofon zu verwenden. Dafür muss nicht unbedingt viel Geld investiert werden, da schon das Mikrofon in üblichen Smartphone- Headsets die Qualität der Produktion drastisch erhöht.

Ein erster Verwendungszweck von Podcasts besteht in der Zusammenfassung von Lehrinhalten, zum Beispiel in Form eines wöchentlichen oder monatlichen Audiopodcasts, in welchem die zentralen Themen der vergangenen Einheiten nochmals kurz zusammengefasst werden. Eine Erweiterung dessen könnten zusätzliche Formate, zum Beispiel Interviews, sein. Diese zusammenfassenden Podcasts können dabei sowohl von den Lehrenden als auch von den Lernenden erstellt werden. Auch ist es möglich, dass Lernende oder auch Gruppen von Lernenden ihren Arbeits- und Lernprozess in Form von Podcasts dokumentieren. Diese Podcasts könnten dann zum Beispiel Teil eines (E-)Portfolios (→Frage 25) werden. Es ist zudem denkbar, dass unterschiedliche Gruppen an unterschiedlichen Themen arbeiten und die jeweiligen Podcasts dazu dienen, die Erkenntnisse zwischen den Gruppen auszutauschen. Schlussendlich können Podcasts auch als Alternative zu anderen Präsentations- oder Dokumentationsformen eingesetzt werden. Im Gegensatz zum vorher genannten dokumentierenden Modell wären das Ziel hier längere „Folgen“, die vielleicht auch mehrere Formate, beispielsweise Interviews oder Diskussionen, beinhalten.

Während diese drei Beispiele sich auf die Produktion von Podcasts konzentriert haben, sollte nicht vergessen werden, dass auch bereits existierende Podcasts als zusätzliche Lernmedien eingesetzt werden können. Die Menge an verfügbaren Podcasts ist riesig und es wäre zum Beispiel denkbar, ausgewählte Folgen als Alternative oder Ergänzung zu (weiterführender) Literatur anzubieten.  Wer mit Podcasts, ob produzierend oder nur konsumierend, arbeiten möchte, sollte also damit beginnen, einige Podcasts zu hören, um ein Gefühl für die verschiedenen Genres zu erhalten. In die eigene Produktion kann man sehr niederschwellig einsteigen und es bietet sich an, mit kurzen Beiträgen zu beginnen, die man zusätzlich in eine Lehrveranstaltung einbindet.

Aus Sicht der Accessibility gibt es jedoch gerade bei reinen Audioformaten bestimmte Parameter zu beachten. Podcasts und andere Audio-Formate sollten in dieser Hinsicht nicht als reine Tonspuren eingesetzt werden, da diese für hörbeeinträchtigte Studierende zum Teil gar nicht oder nur sehr schwer zu rezipieren sind. Deswegen sollte man in der virtuellen Lehre weitgehend auf reine Audiodateien verzichten und auch Präsentationen, die digital zur Verfügung gestellt werden, nicht nur mit Tonspuren unterlegen, sondern besser ein Video hinzufügen. Sollten Videoformate nicht verfügbar sein, ist es nötig, zumindest Transkripte mit zu veröffentlichen. In manchen Formaten wie Präsentationen mit Folien und Audio-Erklärungen ist es auch möglich, Untertitel einzufügen. Zusätzlich muss darauf geachtet werden, dass die Lautstärke von den Studierenden gesteuert werden und die Wiedergabe der Audioinhalte jederzeit gestoppt werden kann, ohne dass die gesamte Datei von vorne abgespielt werden muss. Sollte sich der Zugriff zu einer Audio-Datei auf einer digitalen Plattform befinden, sollte außerdem darauf geachtet werden, dass keine automatische Wiedergabe des Audios stattfindet, da dies in Konflikt mit Sprachausgabe-Programmen treten kann. Hinzu kommt bei der Bereitstellung von Transkripten, dass solche Vertextlichungen auch andere Barrieren mindern können: Zum Beispiel geht es in der Regel schneller, einen Text zu lesen, als ihn sich anzuhören, und mitunter ist es Studierenden auch eher möglich, in einer lauten Umgebung mit vielen Hintergrundgeräuschen (z. B. im Elternhaus mit kleinen Geschwistern) einen Text zu lesen, als ein Audioformat zu hören. Auch hier ist Flexibilität und Multimedialität also für alle Studierenden von Vorteil, ohne dem didaktischen Nutzen von Podcasts einen Abbruch zu tun.

Eggensperger, P., Kleiber, I., Klöber, R., Lorenz, S.M. & Schindel, A. (2023) Virtuelle Hochschullehre. Ein Handbuch in 50 Fragen und Antworten, Heidelberg: heiBOOKS, S. 103-105