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II. Veranstaltungsformate 16. Wie kann ein virtuelles Seminar gestaltet werden?

Für die Umsetzung eines virtuellen Seminars sind dieselben Überlegungen leitend, die grundlegend bereits für die virtuelle Vorlesung (→Frage 12) formuliert wurden. Auch ein Präsenzseminar kann nicht einfach in einen virtuellen Videokonferenzraum übertragen werden. Die Orientierung an den Lernzielen im Sinne des Constructive Alignment sowie der konkrete Aufbau von Lerneinheiten, sowohl synchron als auch asynchron, nach dem Sandwich-Prinzip (→II. Veranstaltungsformate) können auch im Seminar-Kontext ein lernförderliches Setting schaffen. Der grundlegende Aufbau eines virtuellen Seminars gleicht daher dem einer virtuellen Vorlesung. Die entscheidenden Phasen der Orientierung und des Ankoppelns zu Beginn, der Möglichkeit des konkreten und aktiven Aufbaus von Kompetenzen mit Hilfe neuer Informationen in der Arbeitsphase und der inhaltlichen Auswertung sowie der Reflexion des eigenen Lernfortschritts in der Abschlussphase sind somit auch für die Sitzungen eines virtuellen Seminars maßgeblich. Jedoch unterscheidet sich ein solcher zunächst ähnlich gestalteter struktureller Rahmen in Seminaren in der Feinstruktur oft deutlich von Vorlesungsformaten, besonders in der Ausgestaltung der interaktiven Anteile, der Gruppenarbeiten oder der individuellen Verarbeitungsphasen (→VI. Partizipation und Motivation). Seminare bieten gerade durch ihre in der Regel kleineren Gruppengrößen vor allem für synchrone Arbeitsphasen besondere Potenziale: hier kann, neben der Auseinandersetzung mit Lehr- Lernmaterialien, intensive studentische Gruppenarbeit (bspw. in Breakout- Räumen) stattfinden und dann in ein (i. d. R. kleines) Plenum zurückgebunden werden. Zentral ist hierbei, dass solche synchronen Arbeitsphasen gut instruiert und mit konkreten und machbaren Arbeitsaufträgen strukturiert werden. Studierende haben dann die Möglichkeit, ihren eigenen Wissens- oder Fähigkeitsstand mit anderen Lernenden abzugleichen, zu diskutieren und gemeinsame Ergebnisse zu produzieren. Prinzipiell sind derartige Aufgabenstellungen für Kleingruppen auch für die asynchrone Arbeit gut geeignet. Die unter- schiedlichen Lernplattformen bieten dafür kreative Lösungen der Kollaboration. Hier kann in Gruppen gemeinsam an Aufgaben oder Materialien gearbeitet und diskutiert werden (z. B. in Foren, Wikis, Glossaren, auf Pinnwänden und mit Mindmaps). So wird auch über längere Zeiträume der Lernprozess der Studierenden abgebildet und bleibt nachnutzbar. Für Lehrende und die anderen Seminarteilnehmenden gilt es dann in synchronen Sitzungen unter anderem, diese Ergebnisse wahrzunehmen, zu besprechen und Fragen zu klären.

Eggensperger, P., Kleiber, I., Klöber, R., Lorenz, S.M. & Schindel, A. (2023) Virtuelle Hochschullehre. Ein Handbuch in 50 Fragen und Antworten, Heidelberg: heiBOOKS, S. 59