5. Welche technischen Voraussetzungen sollten für die synchrone hybride Lehre erfüllt sein?
Der Begriff „hybride Lehre“ lässt viele Definitionen zu und umfasst verschiedene denkbare Modelle und Lehr-Lernszenarien. Während bestimmte Ausprägungen des Blended Learning manchmal als Hybridlehre bezeichnet werden, soll es im Folgenden um solche Szenarien gehen, in denen gleichzeitig Teile der Lerner*innen in Präsenz und andere virtuell teilnehmen, also sogenanntes synchrones Hybrid-Lehren (Reinmann 2021, 4; →Frage 17). Während es didaktisch oft sinnvoll ist, die zwei Gruppen trotz Synchronität differenziert zu betrachten (Stade und Wampfler 2021), besteht häufig der Wunsch danach, dass sowohl Präsenzlerner*innen als auch virtuelle Lerner*innen dieselbe Lernerfahrung machen. Dies kann vor allem im Kontext von internationalen Lehrkooperationen und der virtuellen Mobilität relevant sein.
Aus der technischen Perspektive sind zwei Themen zu bedenken: die Verbindung per Videokonferenz und der Einsatz von digitalen Kollaborationswerkzeugen. Im einfachsten Fall, der klassischen Vorlesung – sofern sie didaktisch sinnvoll gestaltet ist (→Frage 15) –, kann auf Zweiteres sogar verzichtet werden. Hier genügt häufig ein Livestream, welcher eventuell durch einen Ort ergänzt wird, an dem Fragen gestellt werden können (z. B. Chat). Oft sollen die zugeschalteten Lerner*innen aber via Video und Audio möglichst direkt am Präsenzgeschehen teilnehmen können. Im einfachsten Fall wird dazu der Präsenzraum mit einer Kamera sowie Konferenzmikrofonen in eine Videokonferenz eingebunden, in der sich auch alle virtuellen Lerner*innen befinden. Um die Komplexität zu reduzieren, bietet es sich an, den Präsenzraum technisch als ein*e Teilnehmer*in der Videokonferenz abzubilden, die zum Beispiel auch den Bildschirm (die Tafel oder den Beamer) teilt. Sollen Gruppenarbeitsphasen durchgeführt werden, ist es sinnvoll, für jede (Präsenz-)Gruppe eine*n Teilnehmer*in in der Videokonferenz zu haben. Denkbar wäre zum Beispiel, dass jede Präsenzgruppe über einen Laptop mit Kamera und Mikrofon verfügt, welcher mit einem Breakout-Raum verbunden ist. In komplexeren Szenarien kann durch den Einsatz von Tools wie Gather, Work Adventure oder Branch, durch die dort angebotenen begehbaren virtuellen Räume im Stile eines Multiplayer-Spiels, die Lücke zwischen Präsenz und virtueller Teilnahme weiter geschlossen werden.
Die Qualität der virtuellen Präsenz per Videokonferenz hängt fundamental von der eingesetzten Hardware ab. Während es in kleineren Räumen oft möglich ist, schon mit einer guten Webcam und einem einfachen Konferenzmikrofon zu arbeiten, sind für größere Räume häufig professionelle Systeme, vor allem mit mehreren Mikrofonen, notwendig. Hierfür gibt es verschiedene Anbieter, die durch die kluge Verbindung von relativ einfacher Hardware und einfach zu nutzender Software sehr komfortable Lösungen bereitstellen (z. B. zoomrooms in Kombination mit einem Logitech-Rally-System). Bestehen diese Möglichkeiten nicht, kann häufig mit mobilen Geräten Abhilfe geschaffen werden. Beispielsweise kann ein kabelloses Mikrofon, welches von Sprecher*in zu Sprecher*in weitergeben wird, als effektive Alternative zu komplexen Raummikrofonen genutzt werden. Neben dem Einsatz guter Technik ist es empfehlenswert, eine weitere Person einzubeziehen, welche die Zusammenarbeit mit den virtuellen Teilnehmenden koordiniert und zum Beispiel dem Chat eine Stimme verleihen kann (→Frage 31).
Neben dieser grundlegenden technischen Fragestellung, die zumeist zentral gelöst werden muss, ist es hilfreich, auf Kollaborationstools zu setzen, die von den zugeschalteten Lernenden direkt genutzt werden können. Anstelle einer traditionellen Tafel bietet sich also beispielsweise auch in der Präsenz ein digitales kollaboratives Whiteboard an. Dieses ermöglicht nicht nur, dass virtuelle Teilnehmer*innen ohne Umwege mitarbeiten können, sondern auch, dass diese, unabhängig von der Ausrichtung oder Qualität der Kamera, alles sehen können.
Eggensperger, P., Kleiber, I., Klöber, R., Lorenz, S.M. & Schindel, A. (2023) Virtuelle Hochschullehre. Ein Handbuch in 50 Fragen und Antworten, Heidelberg: heiBOOKS, S. 34-36