I. Technik, Tools und deren Rolle 1. Welche grundsätzlichen Tools und Plattformen werden benötigt?

Für synchrone wie asynchrone virtuelle Lehr-Lernformate (→Frage 10) sind vier grundsätzliche Funktionen, beziehungsweise vier technische Möglichkeiten, besonders relevant: (1) Materialaustausch, (2) temporäre synchrone Kommunikation für einzelne Sitzungen und Meetings, (3) Kollaboration und (4) beständige Kommunikation über einzelne Sitzungen hinweg. 

Erstens wird eine Plattform zum Austausch von Materialien und Lernprodukten benötigt. Hier kommt in den meisten Fällen ein Learning Management System (LMS) wie Moodle oder ILIAS zum Einsatz. Solche Systeme bieten fast immer auch die Möglichkeit, Prüfungen und Übungen (→III. Assessment) durchzuführen. Grundsätzlich kann aber auch eine einfache Webseite oder eine komplexe Kollaborationslösung wie Microsoft Teams diese Funktion erfüllen.  

Zweitens wird eine Lösung für den temporären synchronen Austausch – zum Beispiel ein Videochat – benötigt. Hier gibt es viele Lösungen, zum Beispiel BigBlueButton, Jitsi, Microsoft Teams, oder Zoom, die alle ähnlich funktionieren und sich in ihren Funktionen auch immer ähnlicher werden. 

Drittens werden Tools benötigt, die kollaboratives Arbeiten, zum Beispiel das gemeinsame Schreiben eines Textes oder die Arbeit an einer „Tafel“, ermöglichen. Hier kommen häufig kollaborative Texteditoren (z. B. Etherpad) und virtuelle Tafeln (z. B. Mural, Miro, oder TaskCards) zum Einsatz. Diesen Tools zur kollaborativen digitalen Arbeit kommt auch in hybriden Szenarien (→Frage 15) eine wichtige Rolle zu, da sie die ortsunabhängige Arbeit an einer gemeinsamen Sache ermöglichen, ohne eine Gruppe auszuschließen.

 Viertens ist es lernförderlich, eine beständige Kommunikationsplattform zu haben, die den Austausch zwischen Lernenden sowie zwischen Lernenden und Lehrenden auch außerhalb von einzelnen Sitzungen ermöglicht. Hier haben sich vor allem Chat-basierte Lösungen wie Slack oder Discord durchgesetzt, die auch erlauben, einzelne Räume für Kleingruppen einzurichten. Natürlich kann für diesen Zweck aber auch beispielsweise ein Forum im Learning Management System genutzt werden. 

Welche Tools und Plattformen für die Erfüllung dieser vier Funktionen konkret eingesetzt werden, ist zweitrangig. Empfehlenswert ist es, die Werkzeuge einzusetzen, die im jeweiligen Kontext am weitesten verbreitet sind und unterstützt werden. Zudem sollten Nutzer*innenfreundlichkeit, Datenschutz und Barrierearmut (→Fragen 34, 35) bedacht werden.

Eggensperger, P., Kleiber, I., Klöber, R., Lorenz, S.M. & Schindel, A. (2023) Virtuelle Hochschullehre. Ein Handbuch in 50 Fragen und Antworten, Heidelberg: heiBOOKS, S. 28-29