IV. Classroom Management, Lernmaterialien und Accessibility 32. Wie sollten Aufgabenstellungen formuliert werden?
Insbesondere in der asynchronen (Fern-)Lehre sind produktive und klar formulierte Aufgabenstellungen von großer Bedeutung, da Studierende nicht in direkter Kommunikation Rückfragen stellen können. Ebenfalls ist es für Lehrende schwieriger zu sehen, wie die Lernenden mit gestellten Aufgaben zurechtkommen.
In synchronen Situationen ist dies leicht möglich, beispielsweise im Kontext eines die Videokonferenz stützenden Chats, über die Whiteboard-Funktion oder durch eine Folie mit den entsprechenden Informationen als Präsentation. Wenn die Aufgaben in Gruppen- oder Breakout-Räumen bearbeitet werden sollen, empfiehlt es sich, die relevanten Informationen auch hier zu visualisieren. Dabei ist zentral kommunikativ sicherzustellen, dass die Studierenden den Arbeitsauftrag verstanden haben oder ob es noch Rückfragen gibt, bevor sie in die Breakout-Räume entlassen werden. Die Dopplung von mündlicher Erklärung und gleichzeitiger schriftlicher Visualisierung ermöglicht Orientierung und unterstützt gleichzeitig auch die Barrierearmut (→IV. Classroom Management, Lernmaterialien und Accessibility).
Grundsätzlich sollte deshalb, egal, ob eine Aufgabe in einer synchronen Phase gestellt oder für das asynchrone selbstgesteuerte Lernen (→Fragen 13, 14) aufbereitet wird, gelten, dass die wesentlichen Parameter dessen, was zu tun ist, für die Studierenden transparent sind und schriftlich ausformuliert vorliegen.
Wenn Aufgaben zur asynchronen Bearbeitung aufbereitet werden, sollten alle notwendigen Informationen im LMS hinterlegt sein. Diese sollten so einfach und konkret wie möglich formuliert werden. Als Faustregel ist hierbei die sogenannte „SMART-Regel“ hilfreich, um sich zu vergewissern, wie Aufgaben gut formuliert werden können. Das Akronym „SMART“ steht dabei für „spezifisch“, „messbar“, „anspruchsvoll“, „realistisch“ und „terminiert“. Die Aufgabe ist also idealiter spezifisch formuliert und funktional an konkreten Lernzielen ausgerichtet. Es geht dabei nicht um eine Aktivität um der Aktivität willen, sondern die Aktivität dient der Erlangung der Lernziele. Hier muss auch er- wähnt werden, mit welchen Medien beispielsweise eine Aufgabe erledigt wer- den soll oder was als Ergebnis erwartet wird. Dadurch wird die Erledigung der Aufgabe messbar und so wird für Lehrende und Studierende selbst überprüfbar, ob das Entscheidende für den Lernprozess getan wurde. Dabei sollten – wie zur Lernzielformulierung – aktive und unmissverständliche Verben verwendet werden. Die Aufgaben sollten dabei durchaus anspruchsvoll sein, denn Studierende erleben es als motivierend, wenn sie ihre neu erworbenen Kompetenzen einsetzen und anwenden können.
Konkret bedeutet dies für die Formulierung von Arbeitsanweisungen also: eine effektive Aufgabenstellung sollte präzise und so kurz wie möglich, aber so detailliert wie nötig sein. Aus ihr sollten sowohl die Arbeitsschritte als auch das konkrete (Lern-)Produkt, welches zu erstellen ist, hervorgehen. Sind mehrere Arbeitsschritte notwendig, so sollten diese, auch in Bezug auf ihre Abfolge, klar gekennzeichnet werden. Die Arbeitsaufträge sind dabei im Idealfall basierend auf konkreten Verben (z. B. „beschreiben“ oder „bewerten“) formuliert und geben Aufschluss darüber, was wann wie zu tun ist. Zudem sollte für jede Aufgabe eine grobe Bearbeitungsdauer veranschlagt werden, die den Studierenden zur Orientierung dient. Darüber hinaus bietet es sich an, die Studierenden auf hilfreiches oder notwendiges Material sowie auf Hilfestellungen aufmerksam zu machen. Auch muss Vollständigkeit bei der Bearbeitung einer bestimmten Aufgabe nicht das Haupt-Kriterium darstellen: Ebenso gut kann eine Auswahl an zu bearbeitenden Aufgaben gestellt werden, an denen die Studierenden selbstständig für eine vorgegebene Zeit arbeiten können.
Beispiel: Lesen Sie den angehängten Textauszug von Erika Musterfrau, arbeiten Sie die drei Kernthesen heraus und posten Sie diese im XY-Forum unserer Lernplattform (ungefähr 30 Minuten Bearbeitungszeit). Im Kurs-Wiki finden Sie zusätzliche Hintergrundinformationen zur Autorin und zum Text, welche Ihnen den Zugang zum Text erleichtern können.
Eggensperger, P., Kleiber, I., Klöber, R., Lorenz, S.M. & Schindel, A. (2023) Virtuelle Hochschullehre. Ein Handbuch in 50 Fragen und Antworten, Heidelberg: heiBOOKS, S. 95-96