III. Assessment 26. Wie lassen sich Quizformate lernförderlich einsetzen?

Quizformate sind üblicherweise schnelle, häufig gamifizierte (→Frage 48) formative Assessments, die darauf basieren, dass Lernende Fragen bearbeiten und sofort Feedback erhalten. Im einfachsten Fall handelt es sich um einfache Multiple-Choice-Quizze, in welchen die Lernenden inhaltliche Fragen zur Lehrveranstaltung beantworten. Dies kann in Einzelarbeit, zum Beispiel nach einem Lernvideo im Zuge einer Selbstlerneinheit (→Frage 14), oder auch – mit Wettbewerbscharakter – in der Lerngruppe geschehen. Während Quizformate auch in der nicht-virtuellen Welt Anwendung finden, machen digitale Tools, zum Beispiel das vielerorts beliebte Kahoot oder auch die Quiz-Funktion mancher LMS, das Lehren und Lernen mit Quizzen sehr viel einfacher. Diese sind digital sehr schnell erstellt und die Tools geben den Lernenden sofort Rückmeldung – im Falle von Kahoot und ähnlichen Tools kann das Ganze dann auch noch multimedial und spielerisch aufgewertet werden.

Für Quizformate spricht, dass diese für Lernende motivierend sind, weil sie schnelle Erfolgserlebnisse und damit eigenes Kompetenzerleben ermöglichen (→VI. Partizipation und Motivation). Dabei spielen insbesondere die Interaktivität und die schnelle individuelle Rückmeldung, ob die Antwort richtig/falsch ist, eine zentrale Rolle. Nicht zu unterschätzen ist auch, dass Quizformate positive Testungseffekte erzeugen können, da Lernende durch das Quiz die Möglichkeit haben, Lerninhalte erneut abzurufen, zu wiederholen und zu prüfen, ob sie diese verinnerlicht haben. Gleichzeitig stehen Quizformate aber auch in der Kritik, traditionelle Vorstellungen über das Lehren und Lernen in neuem Gewand zu reproduzieren. In der Interaktion mit dem Quiz, während des Spielens, bearbeiten Lernende "„nicht fachliche Probleme, sondern erraten, was in der Vorbereitung als richtig oder falsch ausgezeichnet wurde“ (Wampfler 2019b, 156). Eine tiefergreifende, kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten findet dabei üblicherweise nicht statt. Anders formuliert, bewegen sich Quizformate also in erster Linie auf der ersten Bloom’schen Taxonomiestufe (Bloom 1956, Anderson und Krathwohl 2001) und scheinen für eine moderne, zeitgemäße Didaktik nur mäßig geeignet.

Trotz dieser notwendigen Kritik lassen sich Quizformate lernförderlich ein- setzen. Niederschwellig können Quizze immer sinnvollerweise dann eingesetzt werden, wenn es wirklich nur um das Kennen beziehungsweise Reproduzieren von Faktenwissen geht. So lassen sich Quizze zum Beispiel gut einsetzen, um nach einer kurzen Lerneinheit wichtige Fakten zu wiederholen und Testungseffekte auszuspielen. Das ist insbesondere dann von Nutzen, wenn keine anderen Lernenden zum Austausch bereitstehen und das Quizformat zumindest ein gewisses Maß an Interaktivität ermöglicht. Auch am Anfang eines Lernprozesses können einfache Quizze natürlich genutzt werden, um das Vorwissen der Lernenden zu aktivieren (→Frage 15).

Neben dieser einfachen Herangehensweise lassen sich Quizformate aber auch didaktisch so einsetzen, dass sie tiefergehende Lern-, Reflexions- und Kollaborationsprozesse unterstützen. Grundsatz ist hierbei immer, dass Fragen und Antworten (oder Antwortmöglichkeiten bei Multiple-Choice-Formaten) als didaktischer Ausgangspunkt zum weiteren Lernen gebraucht werden. So könnte ein Quiz beispielsweise genutzt werden, um (kontinuierlich) ein Meinungsbild zu erheben, welches dann gemeinsam oder in Kleingruppen diskutiert wird. Gleichermaßen könnten eine Quizfrage und ihre Antwortmöglichkeiten als Ausgangspunkt für eine Debatte über zentrale Begriffe und auch über die Frage als solche genutzt werden. So könnten Lernende zum Beispiel diskutieren, welche Annahmen hinter einer bestimmten Fragestellung stehen oder ob es neben den vorgegebenen Antworten Alternativen geben könnte.

Schlussendlich bietet es sich an, ein Quiz als Ausgangspunkt für tiefergehende Reflexions- und Lernprozesse durch die Lerner*innen selbst als Lernprodukt erstellen zu lassen. Das erfordert von diesen nicht nur, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen, sondern auch die zentralen Punkte herauszuarbeiten und diese sinnvoll auf Fragestellungen zu reduzieren. Zusätzlich können die Lernenden im Sinne des Peer-Feedbacks auch aufgefordert werden, vorgeschlagene Fragen und Antworten – ihre eigenen, aber auch die der anderen – zu ergänzen, zu reflektieren oder diese kritisch einzuordnen.

Eggensperger, P., Kleiber, I., Klöber, R., Lorenz, S.M. & Schindel, A. (2023) Virtuelle Hochschullehre. Ein Handbuch in 50 Fragen und Antworten, Heidelberg: heiBOOKS, S. 83-84