25. Wie lassen sich E-Portfolios am besten (und zeiteffizientesten) einführen, umsetzen und bewerten?

Lernportfolios dienen der systematischen und individuellen Dokumentation von Arbeits- und Lernprozessen sowie der Reflexion über den eigenen Lernfortschritt und werden als formatives Assessment genutzt. Als Lern- Sammelmappen können sie für eine einzelne Veranstaltung eingesetzt werden oder parallel zum Studium gestaltet werden. Wahlweise können die hier fest- gehaltenen Erkenntnisse mit Lehrenden oder Kommiliton*innen geteilt werden (Lorenzo und Ittelson 2005).

Lernportfolios sind auch digitaler Form (E-Portfolios) einfach umsetzbar. Hier können zusätzlich multimediale Artefakte des Lernprozesses festgehalten und einzelne Lerninhalte verschiedener Kurse, Aufgaben und anderer Aktivitäten, wie zum Beispiel Praktika, über Tags zusammengefasst werden. Hierdurch können die Lernenden ihren Lernprozess holistisch erfassen, verknüpfen und ihn nicht als Aneinanderreihung einzelner Ereignisse einordnen. Zudem sind E-Portfolios leicht zu aktualisieren und vielseitig einsetzbar. Eine gängige Plattform für E-Portfolios ist Mahara, aber auch einige LMS wie ILIAS oder Moodle bieten die Funktion des E-Portfolios an.

Bei der Einführung von E-Portfolios sollten zunächst folgende Fragen geklärt werden: Wird das Portfolio nur für eine einzelne Veranstaltung oder das gesamte Studium verfasst? An wen richtet sich das Portfolio; für wen schreiben die Lernenden? Soll es als Showcase (öffentliches Schreiben) oder Lerntagebuch (privates Schreiben) geführt werden? Welche Bestandteile des Portfolios sind Pflichtteile? Welche Bestandteile können von den Lernenden individuell aus- gewählt werden? Wird das Portfolio benotet? Wenn ja, zählt das gesamte Portfolio als Prüfungsleistung oder werden nur einzelne Teile zum Beispiel über eine Präsentation benotet? Die Benotungskriterien müssen in jedem Fall transparent gemacht werden (→III. Assessment).

Ebenfalls ist es erforderlich, den Lernenden zu erläutern, was der Zweck des Portfolios ist (Warum überhaupt ein Portfolio schreiben? Was ist der individuelle langfristige Nutzen davon?) sowie offen darzulegen, aus welchen Pflichtteilen (Was muss rein und ist nicht verhandelbar?) und Wahlpflichtteilen (Was darf rein? Was nicht?) das Portfolio besteht. Die Lehrenden können auch Fragen stellen, deren Beantwortung explizit im Lernportfolio vorgesehen ist, oder Beispiele geben, was in ein Portfolio aufgenommen werden kann.

Ein Lernportfolio, vor allem als Lerntagebuch, kann auch zur Vorbereitung oder Reflexion von Veranstaltungen genutzt werden, etwa um Erwartungen zu vergegenwärtigen, Verknüpfungen herzustellen oder Erkenntnisse zu sichern (→Frage 15). In den Veranstaltungen selbst sollte Raum zur Reflexion gegeben werden, wie die Arbeit am Portfolio funktioniert.

Für Lehrende hat die Einführung eines Portfolios den Vorteil, dass sie die Lernprozesse ihrer Studierenden besser nachvollziehen und die Stärken und Schwächen der Lernerfahrung identifizieren können. Dies ist gleichzeitig auch der Vorteil für die Studierenden – den eigenen Lernprozess besser zu verstehen und Stärken und Schwächen der eigenen Lernerfahrung identifizieren zu können.

Eggensperger, P., Kleiber, I., Klöber, R., Lorenz, S.M. & Schindel, A. (2023) Virtuelle Hochschullehre. Ein Handbuch in 50 Fragen und Antworten, Heidelberg: heiBOOKS, S. 82-83