V. Kollaboration, Kommunikation und Rollenverständnis 41. Wie können Lernende bei der Kollaboration und Kommunikation untereinander unterstützt werden?
Effektive Kollaborations- und Kommunikations-Strategien unter Lernenden sollten weder in der analogen noch in der virtuellen Lehre als automatisch vorhanden vorausgesetzt werden. Im Gegenteil: Eine Gruppe von Lernenden muss häufig erst zur Arbeitsfähigkeit geführt werden und zwar in Bezug auf die Zusammenarbeit im Plenum wie auch in kleineren Arbeitsgruppen. Für diese Entwicklung der Arbeitsfähigkeit innerhalb einer Lehrveranstaltung (in Präsenz, virtuell oder als besondere Herausforderung auch in hybriden Situationen) sind die Lehrenden verantwortlich. Die oft vorausgesetzten Aspekte der Lehre wie Kollaboration und Kommunikation innerhalb einer Studierenden- gruppe können zunächst ebenso wie fachliche Kompetenzen explizit als über- geordnetes Lernziel formuliert werden. Wenn zudem in einer Lehrveranstaltung Schlüsselkompetenzen wie Arbeiten im Team erworben werden können, ist es wichtig, diesen Prozess anzuleiten und zu begleiten. Des Weiteren können folgende Fragen und Strategien leitend sein:
- Wie wichtig sind Kollaboration (z. B. das gemeinsame Bearbeiten von Aufgaben in Kleingruppen) und Kommunikation (innerhalb der Klein- gruppen) zur Erreichung der Lernziele? Konkrete Erwartungen zu diesem Punkt sollten zu Beginn einer Lehrveranstaltung transparent gemacht werden.
- Welche Erfahrungen haben Studierende bisher mit Kollaboration und Kommunikation gemacht – in Kleingruppenarbeit wie auch im Plenum? Welche Medien haben sie genutzt? Was hat funktioniert, was nicht und woran lag dies? Eine solche Abfrage kann gut auf einer virtuellen Pinnwand vorbereitet werden; anschließend tragen alle ihre eigenen Erfahrungen ein, welche dann in Kleingruppen diskutiert werden (z. B. in Breakout-Räumen); die Ergebnisse werden festgehalten, beispielsweise über eine Anpassung des Lernkontrakts (→Frage 38) oder für die Zusammenarbeit in kleineren Arbeitsgruppen.
- Für Kommunikationskanäle sollten Auswahlmöglichkeiten gegeben werden, wobei die Vorschläge der Studierenden einbezogen werden können: Das fördert das Autonomieerleben und dadurch die intrinsische Motivation.
- In regelmäßigen Abständen sollte durch die Lehrperson Raum zur Reflexion geschaffen werden, wie die Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb der Kleingruppen funktioniert hat. Dabei ist explizit auch danach zu fragen, was nicht funktioniert und warum. Feedback- regeln und eine respektvolle Kommunikation untereinander sind hier- für eine Voraussetzung. Hierzu gehört auch die Möglichkeit, Verbesserungspotenzial benennen zu können, zum Beispiel durch eigene Beobachtungen. Hierfür bieten sich kollaborative Tools wie Padlet, Task- Cards, Miro oder Mural an, auf denen auch im Verlauf einer Veranstaltung kontinuierlich Feedback eingetragen werden kann.
- Wenn eine beschlossene Veränderung in der Kommunikation eingeführt wurde, sollte im Verlauf der Lehrveranstaltung eine kurze Abstimmung (z. B. über Mentimeter oder Abstimmungstools in den Konferenzsystemen) durchgeführt werden, ob sich die Veränderung bewährt hat.
Eggensperger, P., Kleiber, I., Klöber, R., Lorenz, S.M. & Schindel, A. (2023) Virtuelle Hochschullehre. Ein Handbuch in 50 Fragen und Antworten, Heidelberg: heiBOOKS, S. 117-118